“Es gibt kein 'grünes' Rechenzentrum”
- Matthias Haymoz
- 16. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Auf der diesjährigen Data Centre World Frankfurt hat Matthias Haymoz, operativer Leiter bei SDEA, eine klare Botschaft vermittelt: Die Nachhaltigkeit von Rechenzentren muss neu definiert werden – nicht durch Versprechen, sondern durch messbare Ergebnisse.
Haymoz forderte eine realistische Einschätzung der Nachhaltigkeit. Wenn sich die aktuellen Trends fortsetzen, könnte der weltweite Energieverbrauch von Rechenzentren bis 2034 um das Zehnfache steigen – von 240 auf 2'400 TWh. Dennoch reagieren die meisten Unternehmen weiterhin nur auf Vorschriften oder Kundendruck. Da 76 Prozent der CO₂-Emissionen aus dem operativen Betrieb und nicht aus dem Bau stammen, sind vor allem die betrieblichen Abläufe dringend reformbedürftig.
Haymoz kritisierte die starke Abhängigkeit von isolierten Kennzahlen wie dem PUE und wies darauf hin, dass PUE nichts über die Effizienz der IT-Auslastung, die Rückgewinnung von Abwärme oder die CO₂-Bilanz aussagt. Er wies darauf hin, dass die durchschnittliche Serverauslastung immer noch bei 7-15 % liegt – eine wesentliche Quelle vermeidbarer Energieverschwendung.
„Es gibt kein ‚grünes‘ Rechenzentrum“, erklärte Haymoz. „Alle Rechenzentren verbrauchen Energie und verursachen CO₂-Emissionen. Das Ziel ist die Reduzierung der Schäden – nicht die Perfektion.“
Echte Nachhaltigkeit müsse systemisch sein: einschliesslich ganzheitlicher Messungen, Wiederverwendung von Abwärme, lokale erneuerbare Energien und Änderungen im Nutzerverhalten. Dazu gehöre auch, operative Silos zwischen Einrichtungen und IT aufzubrechen und Anreize in einem Geschäftsmodell, das derzeit vom Datenwachstum profitiert, neu auszurichten.
Der Optimismus bleibt, aber mit Vorbehalten. Damit sich die Branche sinnvoll weiterentwickeln kann, müssen eine fundierte Regulierung und steigende Kundenerwartungen den Weg weisen. SDEA-Tools wie der Navigator und das Label wurden zu diesem Zweck entwickelt – sie liefern integrierte, unabhängig verifizierte Einblicke in Effizienz und Emissionen.
Fortschritt beginnt, wie Haymoz deutlich machte, mit Transparenz.